Der Oberkörper ist gerade und leicht vorgebeugt, der linke Arm nach vorne ausgestreckt und durchgedrückt, der Blick fest auf die zehn Meter entfernte Zielscheibe gerichtet – Spannung im ganzen Körper. Lautlos bewegt sich die rechte Hand mit den drei gekrümmten Fingern nach hinten zum Ohr. Noch einmal Durchatmen, dann löst sich der Griff: „Flutsch!“ Das weiße Gummiband schnellt nach vorne – bestimmt zehn Zentimeter weit.
Die Köcher sind umgeschnallt, jeweils drei Pfeile eingepackt. Jetzt geht es wieder an die Schusslinie. Es wird ernst – fast. Denn jetzt lässt Gausling Zweiergruppen bilden und verteilt Luftballons. Nein, nicht zum darauf Schießen – zu früh gefreut, das kommt erst später – , sondern zum daran Lehnen. Der Ballon im Kreuz soll dem Schützen helfen, sich auf seine Rückenmuskulatur zu konzentrieren.
Sie sei es, die die Bewegung ausführt – und nicht etwa der Oberarm. „Erst unmittelbar bevor ihr die Sehne loslasst, soll der Ballon eingedrückt werden“, sagt der Meister. Und die Lehrlinge nicken. – etwas ungläubig.
Grau ist alle Theorie, bunt die Zielscheibe in der Ferne. Zum gefühlt tausendsten Mal gibt Gausling seine Anweisung: „Fester Stand, Fußspitzen nach vorne, Becken aufgerichtet, Gesäß angespannt, mit dem Rücken ziehen.“ Alle hören, schweigen, machen.
Mit „Blop“ ins Ziel
Die Pfeile fliegen. Ob sie Schulter, Arm oder Rücken ans Ziel bringen, ist im Moment allen egal. Ob sie ins Gelbe, Rote, Blaue oder ins Schwarze treffen, den meisten ebenfalls. Alle Schützen – der Elfjährige genauso wie der Mittsechziger – lächeln schweigend. Sie genießen das Geräusch einer neuen Leidenschaft. Die hat sich fest und sicher in ihr Herz gebohrt wie der Pfeil in die Holzwand: „Blop!“
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